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Ländliche Idylle, duftende Felder, grüne Wiesen mit glücklichen Kühen, romantische Kornfelder und der Hahnenschrei als lebendiger all morgendlicher Wecker, so sollte der viertägige Wochenendurlaub auf dem Junkesheimer Biohof werden. Ein Traum von bäuerlichem Leben und frischer Landluft. Nach nur zehnstündiger Anreise mit dem SUV – weil mit öffentlichem Najverkehr nicht erreichbar – stand klein Kalli glücklich und erstaunt vor dem Hoftor mit der Aufschrift: “Beauty & Wellness Bio-Fair-Activ-Hof Junkesheimer natura Resort and Spa”. Die Zimmer im Gästehaus waren modern ausgestattet und sehr geräumig. Luxus pur, wo das Auge hinschaute, bot das 50 Zimmer fassende Haus alle Annehmlichkeiten eines Ritz Hotels. Der ehemalige Kuhstall war in eine Event- und Konzerthalle umgebaut worden und bot Platz für öffentliche Großverantsaltungen. Der Saunabereich war im alten Schweinestall zu finden, der laut Prospekt komplett abgerissen und von Grund auf neu aufgebaut wurde. Der kleine Kalli hatte zudem die Möglichkeit sich von geschulten Therapeuten massieren zu lassen oder im Fitnessraum selbst Hand an Gewichte und Geräte anzulegen. Die Familie Junkersheim lebte, wie Kalli erfuhr inzwischen in München und hat ihr ehemaliges Wohnhaus in eine Showküche umbauen lassen, wo man nunmehr mit Sterneköchen auf “kulinarische Weltreise” gehen kann – Kochkurse natürlich gegen Aufpreis erhältlich. Nach vier Tagen Landleben packte Kalli den hauseigenen Bademantel in seinen Koffer und blickte wehmütig auf die schöne Zeit am Land zurück. “So ein Landleben ist wirklich was feines. Hier ist eben alles noch natürlich familiär und behütet. Gerade in der heutigen Zeit wissen die wenigsten Menschen das einfache Leben am Land zu schätzen – das ist ein Fehler!” Schreibt Kalli in das Gästebuch und gibt dem Pagen ein angemessenes Trinkgeld.
Um es wirklich kurz zu machen und mit den Worten des Filmes selbst zu beschreiben: “So überflüssig wie Männertitten”.
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Was lebt denn da? (Foto: Bonkos)
Unfassbar! Da fährt man nichts ahnend mit der Würzburger Straßenbahnlinie Nr. 5 zu einem Filmeabend bei einem Freund im Stadtteil Grombühl, der aufgrund der sozialen Gegebenheiten von der Würzburger Bevölkerung liebevoll “Bronxbühl” genannt wird, als sich folgendes zuträgt:
Kurz vor dem Überqueren der Bahnschienen, die den Stadtteil Grombühl vom restlichen Stadtgebiet klar trennt, hält die Straßenbahn außerplanmäßig und ohne ersichtlichen Grund an. Die forderste Tür geht auf und es steigt ein glatzköpfiger, dunkel gekleideter, durchtrainierter Mann mit einem Security-Aufnäher auf der Brusttasche in die Bahn. langsam schreitet er den Wagen von vorne nach hinten, die Fahrgäste musternd ab. Da ist eine ältere Dame ohne Zähne, die sich auf ihren Gehfrei gesetzt hat und sich krampfhaft an einer Merweg-Lidl-Plastiktüte festklammert – der Mann passiert sie; da ist aber auch das Teenager-Mädchen mit den schwarz geschminkten Lippen, den abgenutzten und unterschiedlich farbigen Chucksschuhen, die sich mit lauter Gangstermusik aus ihren neonfarbenen Kopfhörern beschallen lässt – der Mann passiert sie; da ist die von Piercings durchlöcherte junge Mutter, deren ausgewaschene, auf halb Acht hängende Jogginghose den Blick auf ihren Tiger-Tanga freigibt, während sie lässig an einer Haltestange lehnt und laut schnalzend Kaugummi kaut – der Mann passiert sie. Dann kommt der Securitymann auf mich zu. Er mustert mich von Kopf bis Fuß – und passiert auch mich. Im Türbereich hinter mir steht ein junger Anzugträger. Die Aktentasche zwischen den Beinen plaziert, die Lackschuhe frisch aufpoliert tippt er eifrig auf seinem iPhone herum. Der dunkel gekleidete Mann bleibt vor ihm stehen, gibt dem Straßenbahnführer ein Zeichen. Dieser öffnet die Tür und der Securitymann befördert den Anzugträger mit einem kräftigen Stoß nach draußen. “Vergiss es!” ruft er ihm noch hinterher, während sich die Türen schon wieder schließen. Als er am Ende des Wagens angekommen ist, setzt die Bahn ihre Fahrt fort. Und dann wird mir klar, was sich gerade vor meinen Augen zugetragen hat. Eine Art “Einlasskontrolle” für Bronxbühl. “Nur gut, dass ich heute mein Metalfanshirt und die alte abgenutzte Cordjacke anhabe” denke ich mir noch, während mein Juraschädel schon prüft, ob eine solche Kontrolle überhaupt mit dem Dirskrimminierungsverbot und dem Schengener Abkommen vereinbar ist.
Gibt’s nicht, gibt’s nicht! Was es nicht alles gibt?! Die Leute kommen echt auf Ideen!?!
Und dann war da noch die Sache mit Frau Schneider von der gegenüberliegenden Straßenseite. Eigentlich war man gut beraten, wenn man mit Frau Schneider nichts zu tun hatte. Doch Kalli, der ohnehin stets offen war für die Belange seiner Mitmenschen, konnte nicht anders. Frau Schneider war Fachverkäuferin für Bürowaren aller Art und arbeitete – und das war das Schlimme – nur halbe Tage. Die andere Hälfte ihrer Lebenszeit wendete sie darauf auf, die Straßenbewohner Recht und Ordnung zu lehren. Und Frau Schneider verstand ihr Handwerk sehr gut. Sieben abgeschleppte notorische Falschparker, fünf Ermahnungen wegen Ruhestörung zur Mittagszeit, drei Radfahrer, die illegaler Weise den Gehweg nutzten, und ein Nachbar, der lediglich vorgab krank zu seien, so Frau Schneiders Bilanz allein in dieser Woche. Und das obwohl der Dienstag gerade erst begonnen hatte. Kallis Hausbewohner nannten Frau Schneider liebevoll “Der Drache von drüben”, womit sie nicht zuletzt auf ihre geografische Herkunft anspielten. So war es also der kleine Kalli, der an diesem Dienstag beschlossen hatte, Frau Schneider einen Gefallen zu tun und die bereits entleerte Mülltonne zurück in deren Hofeinfahrt stellte. Das Donnerwetter ließ erwartungsgemäß nicht lange auf sich warten. “Was glauben Sie eigentlich, wie oft ich schon bei der Müllabfuhr angerufen habe? Schieben Sie die [zeigt auf die Tonne] sofort wieder an die Straße! Da müssen die Müllmänner nochmal kommen.” Kalli folgte wortlos der Anweisung und schob die leere Tonne zurück an die Straße. Vom Fenster seiner Wohnung aus sah Kalli am nächsten Morgen den stummen Zeugen des Spießbürgertums noch immer mahnend am Straßenrand stehen. Und Kalli tat, was das Duale System von ihm forderte. Er klingelte bei all seinen Hausparteien und fragte, ob er ihren Müll mit hinunter nehmen könne. Das Angebot kam so gut an, dass Frau Schneiders Wertstoffbehälter bis unter den Deckel voll wurde. “Die ganze Sache stinkt zum Himmel” dachte sich klein Kalli und ging verschmitzt grinsend seiner Wege.
Ein Afrikaschnitzel. (Foto: Bonkos)
Das hatte er sich deutlich einfacher vorgestellt, der kleine Kalli. Hieß es in der Werbung noch “Einfache Einrichtung. Auspacken, Anschließen, Loslegen!”, entpuppte sich die Installation der neuen Internetbox als wahre Herausforderung. Und es bestand erst recht keine Hoffnung auf schnelle Hilfe. Die kostenlose Service-Hotline ist natürlich nur aus dem Telefonnetz des Anbieters kostenlos, aber gerade dieses versucht Kalli ja krampfhaft zum Laufen zu bringen. Es hilft alles nichts, klein Kalli muss den abweichenden Mobilfunkpreis von max. 1,99€/Min in Kauf nehmen, was soviel bdeutet wie ganz sicher 1,99€/Min, und die Mitarbeite der Hotline um Rat fragen. Wenigstens ist die Wartemelodie aufregend und abwechslungsreich, sprich sie umfasst zwei Lieder und drei verschiedene Werbetexte. Doch auch nach drei Anrufversuchen und über einer Stunde Wartemusik, sitzt Kalli auf dem Boden der Tatsachen – aber vor allem vor der Telefondose in der kalten Diele. “Servicewüste Deutschland” möchte Kalli laut und wütend ausrufen, doch dann fällt ihm ein, dass der Begriff “Service” gar nicht deutsch ist – “Warteschlange” hingegen schon. Verbittert und enttäuscht macht sich Kalli auf den Weg zu seinen Nachbarn, in der Hoffnung ein W-Lan-Internet-Asyl zu bekommen. Bei den Netzwerken “Geh’ doch ZUHAUSE”, “Elvis lebt” oder “FischersFritzBox” müsste doch eine temporäre Mitbenutzung möglich sein. Und tatsächlich, Frau Schmelz von gegenüber hat Erbarmen und gibt dem kleinen Kalli das Passwort “1schmelzen” für das W-Lan-Netz “FritzBox 7071-013876”. “Wer hätte das gedacht, da schaufeln sich die Internetanbieter ihr Grab selbst”, denkt es sich Kalli und setzt einen Tweet ab: “DDR 2.0 – #Internetkommunismus im Selbsttest!”
Hätte er nicht durch Zufall das Faltblatt in der Tageszeitung gesehen, wäre Kalli wahrscheinlich niemals auf die Idee gekommen zum Arzt zu gehen. Doch glücklicherweise war ja “noch nichts zu spät”, wie es in der Infobroschüre hieß. Ein bisschen mulmig war Kalli ja schon. Ab dem zwanzigsten Lebensjahr sollte man jährlich die gynäkologische Untersuchung durchführen lassen, dabei ist er schon über dreißig und die Premiere rangierte unter “besser spät als nie”. Und da saß er nun. Im unklimatisierten Wartezimemr zusammengefercht mit acht Frauen. Männer schienen das Problem – wie so häufig in Gesundheitsfragen – nicht so ernst zu nehmen. Während er im Wartezimmer sitzt und genüsslich die Brigitte anschaute, wie diese in der “Glamour” laß, betrat eine Frau die Praxis und posaunten lauthals etwas von “Pille vergessen” und “ich glaub, ich bin schon wieder schwanger”. Begleitet von ihrem knapp zwei Jahre alten Kind und einer knapp begleiteten Freundin, stand die offensichtlich einem sozialen Brennpunkt entstammende korpulente Frau mit Leopardenmusterhose verzweifelt dort. Kalli, der den Parkplatz der Praxis einsehen konnte, war schon lange beim schnellen und schiefen Einparken klar, das es ein Notfall sein musste. Und was war die Reaktion der offensichtlich überforderten Arzthelferin? Sie verwies die drei (oder vier) ins Wartezimmer. Zu Recht war die Patientin sauer und meinte, auch mit Blick auf das vollbesetzte und unklimatisierte Wartezimmer, dass sie draußen im Auto warten werde und jetzt eh erstmal eine Zigarette bräuchte. Dem kleinen Kalli erging es aber auch nicht besser. Als er endlich ins Behandlungszimmer gerufen wurde, bekam er “100 prozentig sichere” Pillen für Männer, nach deren Verwendung bisher noch kein Mann schwanger wurde, und eine Überweisung zum Urologen. “Na wnigstens erwartet mich dort die Sportbild” dachte sich klein Kalli und schwor sich, zukünftig nicht mehr so viel auf Zeitungsbeilagen zu geben.
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