Der kleine Kalli liebt Grillen über alles. Wenn die Steaks im Sommer auf dem Grill und er in der Sonne bruzzeln, dann fühlt er sich so richtig gut. Der Duft von frisch gegrilltem Fleisch lockt Kalli erst an die Fleischtheke und dann in den Park. Doch die Grillplätze sind gerade im Sommer heiß begehrt. Die Grillplätze in Kallis Stadt sind dabei so rar, dass ein Großteil der Grillfreunde weder Tisch noch Bank ergattern kann, sondern auf dem Boden essen muss. Dort wird einem nicht nur die Wurst von Nachbars Lumpi streitig gemacht, auch Bälle und Frisbees der herumtobenden Kinder landen auf der Picknickdecke. Das Platzproblem und die andauernden Berichte über die hohe Feinstaubbelastung in deutschen Innenstädten veranlassten den kleinen Kalli dazu umzudenken. So konnte es nicht weitergehen. Geliebte Grillkohle hin oder her, eine Lösung musste gefunden werden. Letztlich war es die in Sachen Abgasen und Feinstaub nicht ganz unschuldige Automobilindustrie, die die Lösung bereit hielt. Kalli kaufte sich einen Elektrogrill, sammelte ein paar alte Campingklappstühle vom Sperrmüll auf und trommelte seine Freunde zusammen. Sein Ziel: die niegelnagelneue Elektrotankstelle in der Adenauerallee. Für schmalen Taler kann man hier sein Elektrovehikel mit Strom versorgen – und eben auch seinen Elektrogrill. Der Parkplatz, der für stinkende Verbrenner und wohl auch Holzkohlegrills tabu ist, bietet zudem genügend Platz für Kalli und seine Freunde. Mit dem Ökostrom aus der Zapfsäule schmecken die Biowürstchen gleich nochmal so gut. Und an der Schnellladesäule sind selbst die dicksten Rumpsteaks in null Komma nichts servierfertig. Für Teslakunden der ersten Stunde ist der Grillspaß sogar kostenlos, alle anderen können sich dennoch über günstige Tarife freuen. Beim Essen fachsimpelt Kalli dann über den “Würstchenblinker” aus dem Werner-Film. Nur all zu lange sollte die Elektrogrillparty nicht gehen, sonst gibt es wohlmöglich ein Knöllchen von der Politesse. Der kleine Kalli ist jedenfalls elektrifiziert von der Idee und wünscht allen Nachahmern bon appetit!
+ gesellschaftskritisch
+ detailreich
+ Abwechslungsreich
+ keine Übertreibungen
– viel Pathos
Der König ist tot, lang lebe der König. Einmal König sein, so könnte man das neueste Werk aus dem Hause Marvel zusammenfassend beschreiben. Die 2h 15m Laufzeit vergehen wie im Flug und den Machern ist es gelungen sehr viel Inhalt reinzupacken. Gesellschaftskritische Töne finden ebenso ihren Platz wie übertriebener Pathos, Revierkämpfe und spannende Verfolgungsjagden. Mit viel Liebe zum Detail sind die Bilder eine wahre Wohltat für Avatar-verwöhnte Kinobesucher. Die Actionszenen bewegen sich auf dem Boden der Tatsachen und auch die Bösewichte sind vielschichtig gezeichnet. Mit dem Film beweist Marvel zugleich, dass es im Reich der Superhelden nicht zwingend Kraftausdrücke und Fäkalsprache braucht, um Dialoge zu formen. Alles in allem ein guter Film, den man sich durchaus öfter zu Gemüte führen kann.
8/10 Punkten
+ interessante Bilder
+ Atmosphäre
– kein 3D
– alberne Sounds
Die glorreichen Zeiten der Tierdokumentarfilme à la Grzimek sind längst vorbei. Und doch gelingt es auch Jahrzehnte später noch, atemberaubende Bilder auf die Leinwand zu zaubern. Der Film “Unsere Erde 2” gewährt Einblicke in wenig oder gar unbekannte Lebensweisen in der Tierwelt. Die Tierfilmer zeigen mit Nahaufnahmen, Zeitlupen und imposanten Einstellungen, was sie können. Leider verpasst man es, die 3D-Technik zu nutzen und auf diese Weise das gezeigte noch lebendiger zu gestalten. Mit Günther Jauch hat man eine bekannte und passende Stimme gefunden. Trotz gut abgestimmter Hintergrundmusik patzt der Film auf der Audiospur. Dort toben sich alberne und völlig deplatzierte Sounds aus. So sind Rennwagengeräusche bei einer davon laufenden Maus wahrhaftig nicht nötig.
6/10 Punkten
+ Hauptdarsteller
+ Idee
– Zuschauer wird allein gelassen
Die Idee, eine “zweite Reihe Geschichte” zu beleuchten, ist durchaus gelungen. In den Wirren des Film, bei dem der Zuschauer nach Ordnung ringt, geht es um Pressefreiheit, Frauen in Machtpositionen und Verantwortung. Die Hauptdarstellerin spielt souverän und oscarreif. Es gelingt ihr, die Zerrissenheit und Gewissenskonflikte ohne viele Worte auf die Leinwand zu bringen. Der eigentliche Skandal über den Vietnamkonflikt bleibt dezent im Hintergrund und liefert nur die Rahmenhandlung. Der Zuschauer erhält einen wunderbaren Einblick in Männerwelten, Verbindungen von Medienwelt und Politik sowie Einflussnahmen und Machtkämpfe. Dem Film gelingt es, Spannung aufzubauen und zu halten, wo eigentlich gar keine Spannung ist. Gegen Ende hin, will der Film dann etwas zu viel. Nach dem Gerichtsprozess am Ende, tritt die Verlegerin wieder wunderbar in die “zweite Reihe” zurück, läuft jedoch – fernab des Medienrummels der Mitbewerber – aus dem Gerichtsgebäude und wird nur von Frauen beachtet. Doch abgesehen von diesen kleinen Übertreibungen überzeugt der sonst sehr dezente Film durchaus.
7/10 Punkte
Das ist er also, der neue ICE4. Die technischen Grunddaten verwundern den Bahnfahrer eher: Nicht schneller, nicht schöner und auch nicht besonders komfortabel. Doch so kommt er daher der ICE4. Ich hatte das Vergnügen den neuen ICE auf der mir bekannten Strecke zwischen Würzburg und Fulda zu testen.
Der erste Eindruck: Von außen macht der Zug den Eindruck einer Lego-Duplo-Bahn. Ich musste mich erst kurz vergewissern, dass es sich wirklich um einen ICE handelt. Innen ist der neue ICE absolut zweckmäßig eingerichtet. Ohne jegliches Design erinnert er mehr an alte IC-Wagen, jedoch mit unbequemen Sitzen. Apropos unbequeme Sitze. Aufgrund der höheren Kapazität verfügen die Wagen über gedrungenere Sitze, deren Komfort sich sehr stark an das Wort “Holzklasse” anlehnt. Die Lehnen lassen sich gefühlt gar nicht verstellen, die Armlehnen sind in jedem Bummelexpress hochwertiger und im Fußraum tritt man ins Leere. Auf die Klapptische passt nun nicht einmal mehr ein 12 Zoll Notebook.
Das von der Bahn gepriesene “intelligente” Beleuchtungskonzept ist leider wenig intelligent. So brennt das OP-artige Licht dem Fahrgast in den frühen Morgenstunden regelrecht die Netzhaut weg. Die Reservierungsanzeige findet man nunmehr an den Kopfteilen der Sitze. Geschmacksache, aber sicher weniger praktisch.
Spannend ist, dass man nunmehr einmal durch den gesamten Zug schauen kann. Das wirkt bei den immer gleichen und langweiligen Zugteilen wie der Blick in einen Infinity-Spiegel. Positiv fallen bei der ersten Begegnung nur die Gepäckfächer auf, die dem Bahnreisenden signalisieren, dass der Gepäcktransport nunmehr möglich ist. Bedenkt man aber die höhere Kapazität, so relativiert sich auch dieses Angebot schnell.
Die neuen Türen piepen zu allem Überfluss im Bahnhof sehr laut. Es mag einigen Rauchern vielleicht ein zusätzliches akustisches Signal sein, die beim Halt eilig inhalierte Zigarette in das Gleis zu werfen, für normale Bahnkunden, dürfte es nur nervtötend und lästig sein. Ob diese Neuerung für Blinde sinnvoll ist, ist fraglich. Ein ruhiges Klopfen, wie an Ampeln, erscheint jedoch eine angenehme Alternative zu sein.
Der Fahrkomfort erschöpft sich in einem permanenten Schaukeln. Nichts für schwache Mägen. Die harte Polsterung der Sitze steigert zudem dieses unangenehme Empfinden.
Fazit: Der neue ICE4 ist neu – mehr nicht. Verbesserungen hat man hinsichtlich der Kundenfreundlichkeit wohl leider außen vor gelassen.
Die 5. Jahreszeit greift um sich. Da kann es schon mal zu Personalverknappung kommen. Bei Mahler Textilpflege in Würzburg bleiben der Laden jedenfalls zu. Dafür gibt es ein attraktives Angebot für Aschermittwoch. Das ist doch auch etwas.
+ unkonventionelle Story
+ große Effekte mit kleinen Mitteln
+ beiläufiger Blick auf die verschiedenen Probleme der Gesellschaft
+ Kamera
+ Tiefgang
– durchgängige Fäkalsprache
Kann man mit nur drei Werbetafeln einen abwechslungsreichen Film drehen, der spannend, unkonventionell, skurril ist und nachdenklich macht? Man kann! Three Billboards Outside Ebbing, Missouri ist ein wundervoll ausgestaltetes Werk, dessen aufwendiges Drehbuch seines Gleichen sucht. Tolle Wendungen, viel Stoff zum Nachdenken und einen Blick in die Welt der Sorgen und Hoffnungen der Menschen, all das bietet der Film. Dabei wird auf Witz und Spitzfindigkeiten ebenso wenig verzichtet wie auf reale Gewaltdarstellung. Einziger Kritikpunkt ist die durchgängige Fäkalsprache, die in diesem Maße unnötig ist. In einer Zeit von digitalen Medien, setzt ein Film über Werbetafeln einen Kontrapunkt. Die Themen Schuld, Hoffnung, Rassismus, Gewalt und andere gesellschaftliche Felder werden dabei so gut bearbeitet, dass man beinahe erdrückt wird. Auf jeden Fall ein sehenswerter Film.
9/10 Punkte
+ gute Idee
+ unvorhersehbare Entwicklung
+ gesellschaftskritisch
+ Charakterzeichnung
– verschenktes Potential
– wenige Effekte
Die Idee der kleinen Leute auf der Leinwand ist nicht neu. Aber auch nicht schlecht. Filme wie “Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft” oder “Ein Fall für die Borger” haben es vorgemacht. Mit “Downsizing” bekommt die Idee einen neuen Anstrich. Mit Gesellschaftskritik und Geschichten und Charakteren, die das moderne Leben schreibt, beamt das Geschehen den Zuschauer in eine wundersame Welt. Ob nun verrückte Wissenschaftler, korrupte Geschäftsleute, Menschen der Unterschicht oder, oder, oder. Der Film nimmt alles mit. Löst nicht alles auf. Verschafft Einblicke in Abgründe und lässt den Witz der Winzigkeit oft zu Gunsten dramatischer Wendungen liegen. Das Ergebnis ist ein eher nachdenklicher Film mit unerwarteten Wendungen und teilweise auch Längen. Die Schauspieler geben ihr Bestes. Leider kann man das nicht von den technischen Möglichkeiten bei der Umsetzung sagen. Schade eigentlich.
7/8 Punkte
Die Stille macht dem kleinen Kalli Angst. Nicht solche Angst, die man empfindet, wenn man ohne Fallschirm aus einem Flugzeug springt. Es ist eher die Art von Angst, die man selbst entwickelt, so z. B. die Angst vor Türgriffkeimen oder Dauerschluckauf (zum googeln: chronischer Singultus). Wenn er nicht von dem Gezwitscher der Singvögel geweckt wird, stellt der kleine Kalli gleich nach dem Aufstehen das Radio an, um die unsägliche Ruhe der Nacht zu beenden. Zwar ist damit der Frieden der Ungestörtheit vorbei, allerdings ist Kalli unweigerlich den Qualen der -neudeutsch- sogenannten “Morning-Shows” hilflos ausgesetzt. Dort wird die gute Laune gepaart mit vermeintlich lustigen Telefonstreichen, witzigen Moderationen und tollen Gewinnspielen nur so durch die Lande gesendet. “Kein Wunder”, denkt sich Kalli, “dass viele Mitmenschen morgens so aggressiv sind, wenn sie diesem Frohsinn ohne Schutz ausgesetzt sind.” Überhaupt halten Radioprogramme – und dabei sind sich alle Sender einig (Kartell?!) – völlig absurde Eigenarten für den Hörer bereit. Angefangen bei den immer selben Nachrichten zur vollen und halben Stunde, der immer gleichen, wohl zwingend dämlichen Werbung und dem Hoch- und Runterspielen der aktuellen Top-10-Hits. Der geneigte, mathematikaffine Hörer hat selbstverständlich nachgerechnet und erkannt, dass bei durchschnittlicher Songlänge von drei Minuten allein für das Runternudeln der aktuellen Top-10 eine halbe Stunde vergeht. Hinzu kommen acht Minuten Nachrichten, zwei Minuten Stauinfos und zwölf Minuten Werbung. Es bleiben folglich ganze acht Minuten in der Stunde, um den Hörer mit Themen, Gästen, neuen Hits oder aber schlichten Moderationen zu langweilen. Erfahrene Nutzer der Empfangsgeräte wissen aber auch, dass ein Senderwechsel zwecklos ist. Immerhin hat zumindest der Autohersteller Dacia die Gefahr der monotonen sinnlosen Berieselung erkannt und bietet seine Fahrzeuge in der Basisversion ohne Radio an. Der kleine Kalli hat sich mit dem Konzept “Radio” abgefunden, nur manchmal packt ihn der Ehrgeiz und er ruft an, um sich ein Lied zu wünschen. Kommt er durch, gibt er in der Vorbefragung als Wunschlied die aktuelle Nummer eins der Charts an, damit er auch ganz sicher durchgestellt wird. Einmal on air gibt es dann kein zurück, dann kann er der Hörergemeinde aus der Seele sprechen und endlich auf “Mein Kleiner Grüner Kaktus” von den Comedian Harmonists bestehen.
Viele SPD-Mitglieder wissen nicht, wie es weiter gehen soll. Große Koalition, Opposition oder doch eine Minderheitsregierung? Ein Würzburger Autofahrer hat die passende Antwort mit Edding und dem dezenten Hinweis auf die Kosten (€) in die Heckscheibe geklebt.
Manchmal nutzte der kleine Kalli die Mittagspause, um im benachbarten Baumarkt die Fische in der Aquaristikabteilung zu beobachten. Dort tümmelte so einiges umher. Kalli fiel neben den bunten Fischen ein anderer Baumarktkunde auf, der eher grau und unscheinbar war. “Was für ein merkwürdiger Typ”, dachte Kalli noch vorurteilsvoll, bevor er sah, wie der Unbekannte sich über das Goldfischbecken beugte. “Das kann doch nicht wahr sein!”, denkt sich Kalli, als er den merkwürdigen Kunden mit prallen Wangen in Richtung Ausgang eilen sieht. Schnell informiert der kleine Kalli einen Verkäufer über den ungeheuerlichen Vorgang. Auf dem Parkplatz treffen Detektiv Kalli, der Verkäufer und eine herbeigerufene Polizeistreife den vermeintlichen Dieb an. Auf den vermeintlichen Diebstahl eines Goldfisches angesprochen, gibt sich der Beschuldigte wortkarg und schweigt. Die Backen sind immer noch prall gefüllt, sodass der Verkäufer den Verdacht äußert es könnten sogar zwei Goldfische entwendet worden sein. Die Polizisten werden allmählich ungehalten und fordern den Mann auf, doch endlich den Mund auf zu machen. Dieser Schluckt kräftig und öffnet den Mund. Nichts. Wie sich im Laufe der Feststellung seiner Personalien herausstellt, ist Herr Schröder stumm. Dem kleinen Kalli ist die Sache mehr als unangenehm, er entschuldigt sich bei allen. Die Sache lag bereits über einen Monat zurück, da klingelte Kallis Telefon. Der Baumarktverkäufer war am Apparat und teilte ihm mit, dass bei der Inventur festgestellt wurde, dass ein Goldfisch fehlt.
Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen. Der kleine Kalli war zwar noch nie in Spanien, aber bei der letzten Bundesgartenschau, bei der man in die Gärten des Bundes schaut – wie der Name bereits verrät, da hat sich der kleine Kalli infiziert. Ab sofort steht das Gärtnern auf seiner Hobbyliste ganz oben. Da werden Rosen genauso überdüngt wie Petunien. Und Grün ist nicht gleich Grün, das lernte der kleine Kalli schnell. Während Rucola inzwischen als absolutes IN-Gewächs gilt, ist Löwenzahn und anderes Unkraut im gärtnerischen Kleinod unerwünscht. Und das, obwohl sich Rucola und Löwenzahn weder geschmacklich noch optisch großartig unterscheiden. Aber Kalli ist inzwischen Profi und weiß, eines der beiden Gewächse ist Hasenfutter. Bei der Gartenarbeit steht bei Kalli die Arbeit im Vordergrund. Es kommt ihm weniger auf die Früchte der Arbeit als die Tätigkeit selbst an. Seine Liebe zum Grün geht sogar so weit, dass er schon mal mit dem Gedanken gespielt hat, einen Kleingarten anzumieten. Doch in solchen Kleingartenanlagen gibt es nur Verlierer: da wären der kleinkarierte Kleingärtner, der Gartennazi, die Deutsche Bahn und der verwilderte Kleingarten(besitzer). Und die Gefahr zu letzteren zu zählen, ließ den kleinen Kalli schließlich von seinem Plan absehen. So widmet er sich lieber dem urban-gardening und pflegt die Mooskulturen auf seinem Balkon.