Der kleine Kalli freut sich wie ein kleines Kind auf das nahende Osterfest. Das liegt zum einen daran, dass er klein ist, zum anderen daran, dass er eben noch ein Kind ist – zumindest im Geiste. Wie alle Männer wird auch der kleine Kalli nie erwachsen. Und so begibt er sich, nach alter Väter Sitte, zu Ostern auf Eiersuche. Schon sein Großvater hatte bis zum Schluss, also bis zu seinem Tod, die bunten Hennenlegeerzeugnisse gesucht. Und die Großmutter sagte noch an seinem offenen Grab: “Das Ei haste Dir aber selbst gelegt!” Zugegeben die Eiersuche wurde mit zunehmendem Alter nicht einfacher, aber durchaus spannender. Das mag an der fortschreitenden Demenz gelegen haben, aber auch an der Schusseligkeit. Während die Demenz dafür sorgte, dass 3 Eier für stundenlanges Suchvergnügen vollkommen ausreichten, da die gefundenen Eier immer wieder erneut versteckt werden konnten, verhinderte die Schusseligkeit, dass dieser Effekt ein kostengünstiges Ostervergnügen bescherte. So trat der Großpapa immer häufiger auf Eier drauf oder versteckte die Eier selbst noch besser als die Oma. Nicht selten fand Kalli zu Weihnachten ein Osterei an Stelle des Jesukindes in der Krippe liegen. Doch die Freude an der Suche und das Strahlen in den Augen hatte der Großvater nie verloren. Und wie die Eierfarbe so hat dieses kleine Alltagsglück wohl auf den kleinen Kalli abgefärbt.
Darf man nun in Bayern auf einer Parkbank sitzen und Bücher lesen und Eis essen, oder nicht? – Eine Chronik der Ereignisse.
Am Anfang steht eine Verordnung, die das Verlassen der Wohnung nur beim vorliegen triftiger Gründe gestattet. Diese Gründe sind in der Verordnung exemplarisch aufgezählt. Unter anderem heißt es:
“Sport und Bewegung an der frischen Luft, allerdings ausschließlich alleine oder mit Angehörigen des eigenen Hausstandes und ohne jede sonstige Gruppenbildung”
https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayIfSMV/true Verordnung vom 27.3.2020
Die große und spannende Frage war also: Ist das Lesen eines Buches und Verweilen auf der Parkbank als triftiger Grund anzusehen? Die Frage stellten sich nicht nur Bürger und Polizei, sondern wohl auch das Staatsministerium des Inneren. Letzteres ging dazu über die offenen Fragen auf seiner Webseite in einem FAQ-Bereich zu klären. Dort hieß es sodann:
Und weiter:
Einige Bürger hatten wohl ihre eigene Auffassung von triftigen Gründen oder aber die tolle Webseite des STMI nicht gelesen. Jedenfalls haben viele das Wetter genutzt und sich auf eine Parkbank gesetzt. Zum Lesen und Verweilen.
Auftritt Polizei. Die wiederum hatten offenbar die Webseite gelesen und gingen nunmehr dazu über Anzeigen aufzuschreiben. Einige Bürger fragten sogar bei der Polizei nach:
Die wohl aufkommende Empörung der Bürger und die Frage nach der Sinnhaftigkeit dieser Sichtweise und die Verärgerung über die Anzeigen bewegten den Innenminister Herrmann sodann wohl zu einer Stellungnahme zu dem Thema. Darin heißt es:
“Es spricht daher überhaupt nichts dagegen, wenn sich jemand im Rahmen seines Spaziergangs allein, mit der Familie oder sonstigen Angehörigen seines Hausstandes zwischendurch auf eine Parkbank in die Sonne setzt”
Herrmann, 8.4.2020, https://www.stmi.bayern.de/med/pressemitteilungen/pressearchiv/2020/115/index.php
Und weiter heißt es:
“Es spielt für das Infektionsrisiko auch keinerlei Rolle, ob jemand dabei ein Buch oder eine Zeitung liest oder etwa ein Eis isst”, machte Herrmann deutlich. Dasselbe gelte für ein Sonnenbad im Park oder auf einer Wiese.”
Herrmann, 8.4.2020, https://www.stmi.bayern.de/med/pressemitteilungen/pressearchiv/2020/115/index.php
Vielleicht sprechen ja die auf der eigenen Webseite veröffentlichten Antworten dem entgegen? Wir erinnern uns. Und werfen einen neuerlichen Blick auf die Webseite des STMI.
Doch die FAQ hat man inzwischen heimlich still und leise abgeändert. Nunmehr liest man dort nur noch Folgendes:
So “selbstverständlich” wie nunmehr beschrieben, schien das vor nicht allzu langer Zeit noch nicht einmal für das STMI selbst zu sein.
Damit wäre das Thema jedenfalls geklärt. Viel Spaß beim Sonnenbad auf der Parkbank und bleibt gesund!
Mit gebührendem Abstand
Euer Bonkos
+ Charakterzeichnung
+ gute Story
+ Schauspieler
– Kamera
– teilweise Längen
Mit “Der Fall Richard Jewell” kommt ein spannender und auffällig anderer Film in die Kinos, der sich sowohl in Sachen Story als auch in der Charakterzeichnung von gewöhnlichen Hollywood-Produktionen unterscheidet. Der Zuschauer wird in eine Welt des Auf und Abs gezogen und erhält durch die wackelige Kameraführung tiefe Einblicke in die besonderen Lebenswelten der Akteure. Keine leichte Kost und dennoch ein erfrischend neues Format, dass derzeit Einzug hält in die Kinosäle. Keine Frage, hier ist Clint Eastwood ein wirklich toller Film gelungen.
8/10 Punkten
– Story
– Witze
– Schauspieler
+ Laufzeit (83 Minuten)
Wie gut, dass Filme heutzutage digital hergestellt werden, bei diesem Streifen wäre es schade um jeden Zentimeter Film. Eine knallbunte kitschige Welt wie aus einem Kaugummiautomaten mit einer Weltanschauung eben aus genau der Zeit von Kaugummiautomaten wabbert unlustig und langweilig vor sich hin. Wer hier die Augen offen halten kann, der verdient Respekt. Die Story dünn, die Klischees völlig übertrieben und insgesamt alles abgedreht. Apropos abgedreht: das einzig gute ist, dass sich der Film selbst nicht wie Kaugummi zieht. Vermutlich an einem Wochenende abgedreht sind nicht mehr als 83 Minuten Klamauk herausgekommen. Und das ist auch schon das einzig Positive. Schade ums Geld!
1/10 Punkten
+ Schauspieler
+ Charme
– Story
– teilweise übertrieben kitschig
“Der Spion von nebenan” ist ein durchweg übertrieben kitschiger aber lustiger Film, der eine deutlich zu dürftige Story hat. Dennoch ist es am Ende ein recht unterhaltsamer Film mit ein paar guten Lachern. Besonders gelungen ist die schauspielerische Leistung der kleinen Hauptdarstellerin. Leider überzeugen nicht alle Darsteller in ihren Rollen und so ist man als Zuschauer doch froh, dass einige Auftritte von kurzer Dauer sind. Wer Ulk mag und bei “Kevin allein Zuhause” schmunzeln kann, der sollte hier nicht weg schalten. Das Geld für’s Kino braucht man hingegen nicht unbedingt in die Hand zu nehmen.
6/10 Punkten
+ Schauspieler
+ Charakterzeichnung
– Längen
– schwer verdaulicher Stoff
“Just Mercy” ist ein Gerichtsfilm, der vielmehr über die Schwierigkeiten rund um den Justizapparat in Amerika berichtet und die dunklen Kapitel aufschlägt. Wer denkt, hier leichte Hollywoodkost präsentiert zu bekommen, der irrt. Der Film lässt einen die Qualen und Längen des Rechtsweges hautnah im Kinosessel miterleben und das ist manchmal ziemlich ermüdend und schwer. Gelungene Charakterzeichnung und eine gut schauspielerische Leistung verhelfen dem Film aber dennoch zu einer gewissen cineastischen Qualität, was den Zuschauerkreis nicht auf Jurastudenten und Schwerverbrecher begrenzt. Bedenkt man, dass Diskriminierung und Justizskandale auch heute noch ein Thema sind, ist dieser Film ein gelungener Warnhinweis.
7/10 Punkten
+ Dialoge
+ Handlungsstrang
+ Schauspieler / Charaktere
– Einstieg
Der neue Film von Guy Ritchie kommt mit coolen Charakteren und einer Welt abseits der wirklichen Welt daher. Das Drogen-Gemetzel-Inferno spielt mit den Figuren und lässt jede einzelne Szene spannend aufblitzen. Die Kombination aus einer Story a la „Bube, Dame, König, Gras“ (ebenfalls Guy Ritchie, 1998) und einer Inszenierung a la Tarantino machen den Film zu einem echten Kino Highlight, das man unbedingt auf der Leinwand genießen sollte. Der Einstieg und Aufbau der Story ist etwas müßig und so dauert es enorm lange, bis der Zuschauer weiß, worauf der Film eigentlich hinaus will. Wohltuend ist zudem, dass die Kameraführung und Gewaltdarstellungen nicht übertrieben sind, wenngleich der Film durchaus extreme Szenen bereit hält. Wer schon immer mal coolen Typen aus der „Unterwelt“ über die Schulter schauen wollte, der sollte sich diesen Streifen auf keinen Fall entgehen lassen.
9/10 Punkten
+ Darstellung und Visualisierung
+ Wohllebens herrlich unaufgeregte Art
+ Voll von neuen Infos
– bleibt oft an der Oberfläche
– teilweise zu nett verpackt
Wer denkt, er kennt sich in den heimischen Wäldern aus, der dürfte bei diesem Dokutainment-Film eines besseren belehrt werden. Tolle Bilder gespickt mit kurzen prägnanten Aussagen und Infos machen das Kinoerlebnis perfekt. Oder wussten Sie, dass Bäume ihre Abkömmlinge stillen und ihre Kranken pflegen? In Peter Lustig Manier wird der Zuschauer mit leicht verdaulichen Informationen gefüttert und bekommt die Kritik am eigenen Lebens- und Wirtschaftsstil in verträglicher Dosis serviert. Gerne dürften die Geschichten tiefer gehen und sicher hat man auf deftige Würze bewusst verzichtet, aber insgesamt kann man von einer überaus gelungenen filmischen Umsetzung sprechen. Jäger, konventionelle Forstbetriebe und Männer kommen zwar nicht ganz so gut weg, sollten aber unbedingt ins Kino gehen!
8/10 Punkten
Einmal muss jeder gehen… Es ist ein Abschied von einem EU-Mitglied, das geht, bevor es richtig dabei war. Und nach zähem endlosen Ringen ist kaum noch jemand traurig, dass der Brexit nun vollzogen wird. Selbst die Medien verloren zum Schluss das Interesse an dem Austrittsprozedere.
+ Kulisse/Set
+ Filmfärbung
– Story Schwerpunktsetzung
– verschenktes Potential
Ein Historiendrama mit viel verschenktem Potential bringt Polanski mit “Intrige” auf die Kinoleinwand. Wer ein üppig ausgestattetes Historiendrama mit viel Liebe zur detailreichen Darstellung und eine Filmfärbung a la “Ripper Street” sucht, der kommt hier auf seine Kosten. Allerdings vermag die tolle Ausstattung nicht über die dünne Darstellung der Story hinwegzutäuschen, die in einer Hollywoodproduktion in einer guten Viertelstunde abgefrühstückt gewesen wäre – Polanski gönnt den recht guten Schauspielern immerhin ganze 132 Minuten. So quält sich der Erzählstrang durch viel Unbedeutendes und übernimmt sich schließlich mit dem Thema Antisemitismus. Denn eigentlich sollten nicht Kostüme und Militärstrukturen im Mittelpunkt stehen, sondern der Justizskandal um die Dreyfus-Affäre. Doch bis der Film dahin gekommen ist, ist er auch schon vorbei. Das Ende des Films wirkt nämlich so, als sei das Geld ausgegangen. Und so bewegt sich der Streifen irgendwo zwischen Arthouse, Historiendrama und Kostümfilm, wobei er nur letzterem wirklich gerecht wird.
6/10 Punkten
+ geniale Kameraführung
+ bester Filmschnitt ohne Schnitte
+ realistische Verfilmung
+ gute schauspielerische Leistung
+ wahnsinns Atmosphäre
– teilweise Modelllandschaftseindruck
Kein Zweifel, 1917 ist DER FILM des Jahres 2020. Kaum ein Film nimmt den Zuschauer so nah, so realistisch und so kunstvoll beeindruckend mit in eine grausame, lebensfeindliche Zeit. Selten hat ein Film auf technischer Seite derart gefesselt. Die schauspielerische Leistung rundet die spannende Story (a la “Der Soldat James Ryan”) und die detailreiche Ausstattung des Sets ab. Effekte wie der Ballhaus-Kreisel und die quasi nicht vorhandenen Schnitte schaffen eine einmalige Atmosphäre. Und trotz des Echtzeitgefühls kommt keine Langeweile auf. Hier richtet sich die Kulisse nach den Dialogen und der Zuschauer kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. Absolute Empfehlung für alle Cineasten!
10/10 Punkten
+ Ambiente
+ Plot Twist
+ Schauspieler
– teilweise nicht konsequent
Knives Out ist ein gelungener Film, der mit schönen Wendungen daher kommt und durchaus zu überraschen weiß. Vieles liegt im Vagen und das ist leider auch die größte Schwäche des Streifens, denn stellenweise ist das Gezeigte Selbstzweck und trägt nicht zur Storyentwicklung bei. Und so ist der Film eine Mischung aus Krimi und Thriller. Anspielungen aus Cluedo, Agatha Christie und Co. sind ebenso mit von der Partie. Wer Rätselraten mag, der kommt auf seine Kosten, wenngleich einige Elemente für erfahrene Krimifans durchaus vorhersehbar sind. Umso liebevoller ist das Ambiente gestaltet. Ein Set wie ein Cluedobrett, leider wird dieses viel zu oft verlassen. Dennoch ein überaus gelungener Film, der einmal mehr unter Beweis stellt, dass Action und überladende Effekte nicht alles sind in der Filmwelt.
8/10 Punkten