Ein banger Blick, ein kurzes Seufzen. Sie stellt die Handtasche vor dem geparkten Drahtesel ab. Mit beiden Händen schaufelt sie bunte Blätter aus dem Fahrradkorb. Wie Konfetti fallen sie lautlos zu Boden. „Entschuldigung, könnten Sie mir vielleicht helfen?“ Leicht irritiert antworte ich: „Ja, na klar!“ Erleichterung macht sich in ihrem Gesicht breit. „Super, bei mir ist nämlich die Kette ab!“
Statt bunter Blätter bleibt schwarzes Kettenfett.
Zum Faschingszug geh ich als Pegidist,
weil ein Rollenwechsel wichtig ist.
Mit Deutschlandfahne und Lügenpresse-Rufe,
bring ich den Frohsinn auf die nächste Stufe.
Und damit es richtig Freude bereitet,
werde ich von der Polizei begleitet.
Mit Kamelllen und mit Obstlerbrand
rette ich das Abendland.
Und diese ganzen Scheichkostüme,
wirken auf mich wie Ungetüme.
Bei der Stärkung am nächsten Dönerstand
gibt mir ein Sarotti-Mohr die Hand.
Und in dem ganzen bunten Treiben
kann man die Nationalitäten nicht mehr unterscheiden.
Wohin mit dem gespielten Fremdenhass
mal ehrlich, so macht das keinen Spaß.
Am Abend sehe ich dann ein,
niemand braucht pegida sein.
Die Welt ist bunt und voller Jecke
Bekloppte gibt’s an jeder Ecke!
Ein Gastbeitrag von M. Ohlendorf
Umsteigen und warten
Verspätung verkürzt den Aufenthalt
Das Buch nervt und die Musik kenn’ ich auswendig
Die Sonne zu heiß, der Schatten zu kalt.
Auftritt eines Farbmalkastens
Der Tag gerettet von dieser Frau
Hunde-Ratte im Arm und Animal Prints auf den Leggins
Tasche in Tiger, Koffer in Grau
Augen mit rosa Schatten
Glitzerstecker in der Lippe
Highheels-Spurt zum Fahrstuhl
Im Mundwinkel die Kippe
Die karikierte Karikatur einer Tussi
Aus meinen dunkelsten Alpträumen entsprungen
Panisch den Fahrstuhl rufen
Den Kinderwagen zum Warten gezwungen
Der Lift wuchtet die 170 Pfünderin neben mich
Frauchen und Hund geben Gas
Gleis rauf und runter bis zum Aushang
Ohren spitzen… das wird ein Spaß
Der Zug fährt ein, und wieder aus
Miss Kunterbunt beginnt den Fahrplan zu verdammen
Schimpfen kann sie trotz brüchigem Deutsch
Ich grinse – Sie bricht heulend zusammen
„Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“
Der schluchzende Haufen Elend reicht mir einen Fahrschein
Das Handy verrät mir wie sie ans Ziel kommt
„Du schreiben“ Das schluchzen wird kleiner und klein
Schnell ist die Route übertragen
„Ruhig mein Kleiner, alles wird fein“
Frauchen und Hund sprechen ungarisch
Wie sollte es auch anders sein
Die Muttersprache gesprochen vom Fremden
Sie strahlt und die Tränen versiegen
„Du nimmst hier den nächsten Zug
In Weimar gehst du von Gleis 2 auf Gleis 7“
„Ich bin Max, wer bist du?“
„Judith. Ich bin von meinem letzten Geld her gekommen.“
Kurzfristig wurde ein Termin verschoben
Eine Reise durch fremdes Land unternommen
„Hast du hier Arbeit gefunden? Das ist gut“
Ein Nicken und ein schweigen
„Was machst du denn?“
„Was soll ich schon machen…“
Der Zuhälter ruft an und will sie in Rostock haben
Kurzes Geschrei und weitere Tränen
Alles bleibt beim Alten
Sie blickt mich dankend an.
Ich soll ein Engel sein?
Vom Himmel geschickt?
Sie fährt nach Zeitz
Wird von nem Rentner gefickt
So Chancenlos und ohne Zukunft
Auf den ersten Blick verlacht und abgestempelt
Auf den zweiten angewidert
Auf den dritten füllt sich mein Herz mit Mitleid
So einfach kann das Leben sein
Mit starken Menschen an der Seite
Fehlen sie ist’s unsagbar schwer
Beine breit, oder pleite?
Gott zum Gruß,
ich bin Alumnus!
Früher wurd‘ mir immer schlecht
im musterhaus küchen Fachgeschäft.
Als ich drei Jahre alt war,
warst du schon da.
Als ich das Träumen lernte,
warst du mir ganz nah.
Die Suche nach dir,
war die Suche nach Glück.
Und dann sah ich dich.
Da standest du. Nackt.
Etwas blass.
Der erste Lack war ab.
Dein Blick hat mich getroffen,
du warst für alles offen.
Ich fühlte deine kühle Haut,
hab mich nicht getraut,
dich richtig ran zu nehmen.
Oh man! Was ist das nur?
Liebe pur?
Dein Augenaufschlag,
von Zurückhaltung keine Spur.
Liebgewonnen – mitgenommen.
Jetzt bist du bei mir. Hier.
Ganz nah. Deine Gestalt,
kaum 23 Jahre alt
und doch schon rumgekommen.
Jetzt liegst du unter mir,
auf dem kalten nassen Asphalt.
Du lässt mich das Leben erleben,
bringst meinen Körper zum Beben.
Kurz vorm Abheben – Fliegen.
Wir fliehen durch die Welt.
Freiheit, das ist es, was zählt.
Die Pferde gehen mit uns durch,
du schnurrst wie eine Katze.
Ich drücke auf deine Hupe.
du kommst in Gang.
Im Radio läuft unser Hit,
du bist ein Blickfang.
Mann nimmt dich unter die Lupe.
Alles läuft wie geschmiert, ritze, ratze,
wir starten durch,
ich hab die zündende Idee,
du die Kerzen.
Wenn ich in dir bin,
wird es warm im Herzen.
Hoffentlich bist du noch lange für mich da,
Ich habe deinen Brief immer bei mir.
Lass uns zusammen um die Welten rennen,
uns kann kein TÜV mehr trennen!
Schon wieder ist so ein Jahr zu Ende.
Ach, wenn man die Zeit nur bremsen könnte.
Allzu vieles was wir uns vorgenommen,
ist wieder einmal zu kurz gekommen.
Aber auch die Welt ist nicht besser geworden,
immer noch Streit, Hass und Morden
und Millionen hungern und sterben,
selbst die Natur muss schlechte Noten erwerben.
Am Neujahr beginnt dann alles von vorn,
drum werfen wir nicht die Flinte ins Korn.
Zur Weihnacht sind noch Wünsche offen.
Wir wollen für uns und die Welt erhoffen,
dass überall auf unsrer Erde,
in allen Menschen Friede werde.
– Hermann Fröhling
Der Hase hoppelt über graue Felder,
die Hügel leugnen der Farben Existenz.
Der Himmel weint noch weiße Tränen,
die Erde weiß noch nichts vom Lenz.
Inmitten dieser tristen Tage,
hinein in Kälte und Traurigkeit
trifft ein helles, gleisend Licht.
Unser König ist erstanden!
Sieh‘ die Welt verändert sich!
Sein Glanz lässt aller Menschen Herzen blühen
und sät Hoffnung auf ein künft’ges Wiedersehen!