Ein Tag auf der würzburger Landesgartenschau

Ein Tag auf der würzburger Landesgartenschau

Die Landesgartenschau in Würzburg lockt mit allerhand Attraktionen. Auf dem ehemaligen Militärgelände der Amerikaner am Hubland Nord findet die Landesgartenschau ihren Platz. Und Platz gibt es reichlich. Das weiträumige Areal lädt zu ausgedehnten Spaziergängen durch Wiesen und Felder ein. Den Beinamen “Landesrasenschau” trägt die würzburger Landesgartenschau nicht umsonst. Viel Rasengrün wird einem zum Eintrittspreis von 18 € geboten. Ein Teil der Wiesen sind Wildwuchs ein Teil gepflegter Rasen. Dabei scheint die Pflege der Rasenflächen so aufwändig zu sein, dass diese während der Öffnungszeiten vorgenommen werden muss. Bunte Blumen findet man kaum, und wenn man doch ein paar Beete findet, so wirken Zusammenstellung und Pflege eher willkürlich. Sicherlich dient die Landesgartenschau besonders der Stadtteilentwicklung Hubland Nord, wo nach der Schau ein neuer Stadtteil entstehen soll und bereits entsteht (Bauarbeiten rund um das Gelände). Dann sollte man aber auch so fair sein und von “Stadtteilentwicklungschau” sprechen. Wer Ideen für den Garten sucht ist ohnehin fehl am Platze. Bei den Zukunftsgärten kann man sich zwar moderne Gartenhütten anschauen, aber diese sind eher Konzepte als ausgereifte Zukunftsmodelle. Insgesamt fällt auf, dass doch sehr viel Fläche versiegelt wurde. Auch fehlt es an allen Ecken und Enden an der Liebe zum Detail. Trends sind auch erkennbar: Schotter. Wiesen, Wege, Gärten, Anlagen – alles geschottert. Selbst Blumenbeete und Bäume kämpfen sich durch graue Schotterwüsten. Besonders Schade ist auch, dass viele Dinge entweder geschlossen oder nicht nutzbar sind.

Der Blick im Detail:

 

Der Eingangsbereich

Funktional und trist. Orangene Container empfangen den Besucher und signalisieren ganz klar: Grün und bunt gibt es nur auf dem Gelände und auch nur gegen Bares. Am Eingang Belvedere hat man versucht mit einer Blumeninsel aus dem Landesgartenschaugelände auszubrechen. Eine gute Idee! Aber vielleicht auch nur ein Versehen. Die Eintrittspreise sind nicht gerade günstig – besonders nicht in Anbetracht dessen, was man letztlich erhält: Einen Kurs in Sachen Stadtteilplanung. Ein Praktikum beim städtischen Bauamt ist sicherlich die günstigere Alternative. Nach dem Betreten des Geländes erwarten den Besucher Blumeninseln. Wenn Sie Blumen suchen oder ein schönes Erinnerungsfoto machen wollen, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, so bunt wird es nicht mehr!

 

Grünes Auditorium und Kreativmarkt

Hier finden sich interessante Stände und Ausstellungen. Man kann seinen ökologischen Fußabdruck überprüfen, mehr über Bienen erfahren und geschlossene Werkstätten sehen. Ein wichtiger Bestandteil einer Gartenschau, leider etwas karg ausgefallen. Wer schöne Andenken sucht, der kann im Kreativmarkt zuschlagen. Hier gibt es schöne Sachen.

 

Der Wald

Leider fernab vom sonstigen Geschehen findet man hinter dem Flying Circus Informationen zum Wald und ein Zukunftshaus. Letzteres war leider geschlossen. Besonders Schade ist, dass die dort ausgestellten Informationen rund um das würzburger Stadtklima völlig unter gehen.

 

Der Alte Park

Der Alte Park ist der alte Park. Das sieht und merkt man. Hier wurden die Wege neu gepflastert. Fertig. Wer Bäume und Schatten sucht, der wird hier fündig. Ansonsten kann man sich den Weg sparen.

 

Westlicher Wiesenpark

Hier gibt es – wie der Name bereits vermuten lässt – Wiesen. Einzig die Kunstinstallation eines großen Luftschiffes ist hier interessant. Dieses soll während der Landesgartenschau mit schnell wachsenden Pflanzen zum grünen Zeppelin werden. Eine tolle Idee, allerdings wachsen die Pflanzen dann doch nicht so schnell und man hätte wohl lieber schon ein, zwei Jahre früher mit dem Projekt begonnen. Der Zeppelin steht auf dem alten Flugfeld und überträgt die Besucher via Webcams ins world wide web. Das erfährt der Besucher leider erst, wenn es zu spät ist. Hinweisschilder im Umfeld wären dringend notwendig. Nach der Landesgartenschau soll das Kunstwerk wohl wieder den Abflug machen. Schade eigentlich.

 

Der Hublandplatz

Wer schon immer Begeisterung für Schotter, Asphalt und Pflastersteine hatte, der wird auf dem Hublandplatz seine Erfüllung finden. Der Hublandplatz zählt zu dem “grünen Band”, dass auch nach der Landesgartenschau erhalten bleiben soll. Richtig gelesen: die größte versiegelte Fläche bleibt als grünes Band erhalten! Farbe bringen nur ein paar bunte Sessel auf den Platz. Auch ein Wasserbecken ziert das grüne Band. Die Installation, man ahnt es bereits, gleicht einer Baustoffausstellung für Betonarten. Auf dem Platz befindet sich ein Gründer-Zentrum. Was auch immer das sein mag, es war jedenfalls verschlossen und hatte mit der Landesgartenschau wohl auch nichts zu tun.

 

Die Gastronomie

Die Preise sind – wie bei solchen Veranstaltungen üblich – hoch. Es gibt verschiedene Möglichkeiten sich mit Essen und Trinken zu versorgen. Wer ein liebloses American Diner sucht, das eher ein schlechter Kiosk ist, der folgt dem gelben Bus. Wer Festzeltatmosphäre bevorzugt, der geht in die Hauptgastronomie. Und wer – wie es sich für eine Gartenschau gehört – eine kleine, schön hergerichtete Möglichkeit sucht, um im Grünen zu Speisen, der schaut im Wein- und Biergarten vorbei.

 

Das Aktivband

Keine Musikband sondern eine Aneinanderreihung von Spiel- und Aktionsflächen. Die hat man über das gesamte Gelände verteilt, was die Beaufsichtigung für Erziehungsberechtigte nicht unbedingt erleichtert. Wer weniger aktiv ist, der kann sich übrigens auch mit einer Bimmelbahn über das Gelände kutschieren lassen.

 

Belvedere

Ein Aussichtspunkt ohne Aussicht. Dafür aber mit krummen Geländern, netten Figuren und einem Cafe. Am Belvedere gibt es verschiedene “Gärten” – großteils auf Schotter. Hier befinden sich zudem einige nette Stände. An Belvedere schließt sich der östliche Wiesenpark an.

 

Blumenhalle und Lab13

Wer Blumen mag, der könnte von dem Begriff Blumenhalle gehörig in die Irre geführt werden. Eine Halle voller Leere. Der minimalistische Einsatz von Blumen erfolgte entweder aus Kostengründen oder aber aus künstlerischen Aspekten. Jedenfalls überzeugt es nicht. Wer glaubt, dass es die Besucher beeindruckt, aufgeblühten, vertrockneten Knoblauch von der Decke hängen zu lassen, der täuscht sich dann doch in den Ansprüchen an eine Landesgartenschau. Die Library, wohl ein Cafe, war geschlossen. Auch im Lab13, der Ausstellung der Hochschulen, waren viele beworbene Attraktionen nicht da bzw. nicht nutzbar (so 3D-Drucker und virtuelles Gardening).

 

Spielewelten

Ein toller Spielplatz, der auch nach der Landesgartenschau erhalten bleibt. Mit tollen Spielgeräten und einem tollen Wasserspielplatz lockt dieser Teil die jüngeren Gäste. Schade nur, dass bei dem Wasserspielplatz das Wasser fehlt. Während die Kinder auf dem Spielplatz toben, können die Erwachsenen wunderbar in der Gartenoase abschalten.

 

Fazit

Vieles wirkt lieblos und ungepflegt. Man merkt, dass das Hauptaugenmerk auf der Stadtteilplanung liegt. Wer Blumenpracht und Gartenideen sucht, der wird hier nicht fündig. Interessant ist die Landesgartenschau in Würzburg für alle, die sich für die Geschichte des Geländes, die Stadtentwicklung und Rasenflächen interessieren. Besonders ärgerlich ist, dass vieles geschlossen, nicht zugänglich oder ungepflegt ist. Das beste an der Gartenschau sind die netten Menschen, die man an den Ständen und Aktionsflächen trifft. Diese mühen sich sichtbar ab, damit die Gartenschau für den Besucher doch noch ein schönes Erlebnis wird.

Die Landesgartenschau in Würzburg erhält von mir 3 von 10 Blumen.

 

 

Impressionen:

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