Hätte er nicht durch Zufall das Faltblatt in der Tageszeitung gesehen, wäre Kalli wahrscheinlich niemals auf die Idee gekommen zum Arzt zu gehen. Doch glücklicherweise war ja “noch nichts zu spät”, wie es in der Infobroschüre hieß. Ein bisschen mulmig war Kalli ja schon. Ab dem zwanzigsten Lebensjahr sollte man jährlich die gynäkologische Untersuchung durchführen lassen, dabei ist er schon über dreißig und die Premiere rangierte unter “besser spät als nie”. Und da saß er nun. Im unklimatisierten Wartezimemr zusammengefercht mit acht Frauen. Männer schienen das Problem – wie so häufig in Gesundheitsfragen – nicht so ernst zu nehmen. Während er im Wartezimmer sitzt und genüsslich die Brigitte anschaute, wie diese in der “Glamour” laß, betrat eine Frau die Praxis und posaunten lauthals etwas von “Pille vergessen” und “ich glaub, ich bin schon wieder schwanger”. Begleitet von ihrem knapp zwei Jahre alten Kind und einer knapp begleiteten Freundin, stand die offensichtlich einem sozialen Brennpunkt entstammende korpulente Frau mit Leopardenmusterhose verzweifelt dort. Kalli, der den Parkplatz der Praxis einsehen konnte, war schon lange beim schnellen und schiefen Einparken klar, das es ein Notfall sein musste. Und was war die Reaktion der offensichtlich überforderten Arzthelferin? Sie verwies die drei (oder vier) ins Wartezimmer. Zu Recht war die Patientin sauer und meinte, auch mit Blick auf das vollbesetzte und unklimatisierte Wartezimmer, dass sie draußen im Auto warten werde und jetzt eh erstmal eine Zigarette bräuchte. Dem kleinen Kalli erging es aber auch nicht besser. Als er endlich ins Behandlungszimmer gerufen wurde, bekam er “100 prozentig sichere” Pillen für Männer, nach deren Verwendung bisher noch kein Mann schwanger wurde, und eine Überweisung zum Urologen. “Na wnigstens erwartet mich dort die Sportbild” dachte sich klein Kalli und schwor sich, zukünftig nicht mehr so viel auf Zeitungsbeilagen zu geben.