Es ist die hohe Kunst des Einkaufens. Ein Besuch in der Backstube um die Ecke ist eine echte Herausforderung. Wobei man inzwischen schon deutlich differenzieren muss zwischen Backstube im herkömmlichen, traditionellen Sinne, Backstube im Kassenbereich des Supermarktes, Systembäckerei mit Backshops und Zangenwühlbacktheken im Supermarkt selbst. Als der kleine Kalli noch klein war, da durfte er Samstags die Brötchen vom Bäcker holen. Samstags deshalb, weil sonntags auch Bäcker ausschlafen durften und der Pfarrer es ungern sah, wenn man das Butterhörnchen auf der Kirchenbank trapierte. Nun damals also, in jener Zeit, in der Bäckerläden noch nach “Bäcker” hießen und Aufbackwaren nur an unbeliebte Kunden als frisch verkauft wurden, damals ging der kleine Kalli hinein, gab seine immergleiche Bestellung auf, bekam von der netten Dame hinter der Theke ein Stückchen Bienenstich geschenkt und einen schlauen Spruch vom Bäckermeister selbst mit auf den Weg. Dann nahm Kalli die vier prallen Tüten mit Brötchen und Gebäck, legte 20 Pfennig in die Münzschale und bekam – wie immer – seine 5 Pfennig Wechselgeld. So einfach und familiär wie damals ist das Geschäft um die Brötchen heute nicht mehr. Der kleine Kalli muss sich im Vorfeld genaustens überlegen, wie viele Brötchen er kaufen möchte. Wird er sodann von der Bedienung gefragt, muss er stets ein bis zwei Brötchen weniger angeben, denn ein oder zwei Brötchen mehr sind immer im Angebot. Kurz nach der Einführung dieser Verkaufsstrategie ist der kleine Kalli fast verzweifelt. Doch heute beherrscht er die Tricks der Bäckerrechnung. Und wenn der kleine Kalli doch mal keine Lust zum Rechnen hat, dann fragt er einfach: “Wieviele Brötchen sind denn heute im Angebot?”