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Der neue ICE4 im Test

Das ist er also, der neue ICE4. Die technischen Grunddaten verwundern den Bahnfahrer eher: Nicht schneller, nicht schöner und auch nicht besonders komfortabel. Doch so kommt er daher der ICE4. Ich hatte das Vergnügen den neuen ICE auf der mir bekannten Strecke zwischen Würzburg und Fulda zu testen.

Der erste Eindruck: Von außen macht der Zug den Eindruck einer Lego-Duplo-Bahn. Ich musste mich erst kurz vergewissern, dass es sich wirklich um einen ICE handelt. Innen ist der neue ICE absolut zweckmäßig eingerichtet. Ohne jegliches Design erinnert er mehr an alte IC-Wagen, jedoch mit unbequemen Sitzen. Apropos unbequeme Sitze. Aufgrund der höheren Kapazität verfügen die Wagen über gedrungenere Sitze, deren Komfort sich sehr stark an das Wort „Holzklasse“ anlehnt. Die Lehnen lassen sich gefühlt gar nicht verstellen, die Armlehnen sind in jedem Bummelexpress hochwertiger und im Fußraum tritt man ins Leere. Auf die Klapptische passt nun nicht einmal mehr ein 12 Zoll Notebook.

Das von der Bahn gepriesene „intelligente“ Beleuchtungskonzept ist leider wenig intelligent. So brennt das OP-artige Licht dem Fahrgast in den frühen Morgenstunden regelrecht die Netzhaut weg. Die Reservierungsanzeige findet man nunmehr an den Kopfteilen der Sitze. Geschmacksache, aber sicher weniger praktisch.

Spannend ist, dass man nunmehr einmal durch den gesamten Zug schauen kann. Das wirkt bei den immer gleichen und langweiligen Zugteilen wie der Blick in einen Infinity-Spiegel. Positiv fallen bei der ersten Begegnung nur die Gepäckfächer auf, die dem Bahnreisenden signalisieren, dass der Gepäcktransport nunmehr möglich ist. Bedenkt man aber die höhere Kapazität, so relativiert sich auch dieses Angebot schnell.

Die neuen Türen piepen zu allem Überfluss im Bahnhof sehr laut. Es mag einigen Rauchern vielleicht ein zusätzliches akustisches Signal sein, die beim Halt eilig inhalierte Zigarette in das Gleis zu werfen, für normale Bahnkunden, dürfte es nur nervtötend und lästig sein. Ob diese Neuerung für Blinde sinnvoll ist, ist fraglich. Ein ruhiges Klopfen, wie an Ampeln, erscheint jedoch eine angenehme Alternative zu sein.

Der Fahrkomfort erschöpft sich in einem permanenten Schaukeln. Nichts für schwache Mägen. Die harte Polsterung der Sitze steigert zudem dieses unangenehme Empfinden.

Fazit: Der neue ICE4 ist neu – mehr nicht. Verbesserungen hat man hinsichtlich der Kundenfreundlichkeit wohl leider außen vor gelassen. 

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