Heute Morgen in der Straßenbahn unterhielten sich zwei Männer, beide so um die 85 Jahre alt, über die Flüchtlinge, die nun „mit den ganzen Kindern hier herkommen und auf unsere Kosten es sich gut gehen lassen“. Die ganze Bandbreite von „faulen Ausländern“ und „Leuten, die sich dahin zurück scheren sollen, wo sie herkommen“ lieferten die beiden Herren dem stillen Abteil der Straßenbahn.
Als dann noch eine Schulklasse zustieg, konnte ich nicht anders; ich bin aufgestanden, zu den beiden Herren getreten und habe sie freundlich auf ihr Gespräch angesprochen. Sie hatten zuvor bereits erwähnt, was sie von „Gutmenschen“ halten, die das Flüchtlingsthema anders sehen. Zudem näherte sich meine Haltestelle, sodass ohnehin keine Zeit für große Argumente und Fakten blieb.
Daher sagte ich zu den beiden: „Entschuldigen Sie mich bitte, ich habe ihr Gespräch über die Flüchtlinge verfolgt und muss Sie etwas fragen: Sollte es nicht gerade Ihre Generation besser wissen? Ich vermute, Sie haben den Krieg noch miterlebt. Sie müssten es doch besser wissen, oder?“
Eine Antwort erhielt ich nicht, stattdessen blickte ich in leere Augen. Am Ende kam nur ein unbeholfenes Lachen, aber das reichte völlig aus, um zu verstehen.