Wer Kalli kennt, der weiß, dass er großen Wert auf eine gute Nachbarschaft legt. Doch seit in der Wohnung über ihm die Studentin Johanna eingezogen ist, ist es mit der Nachtruhe vorbei. Johanna scheint so ganz eigene Gewohnheiten zu pflegen, die denen Kallis vollkommen entgegenstehen. Um ca. 23 Uhr beginnt die Waschmaschine ihren Dienst aufzunehmen, um 1 Uhr morgens wird Staub gesaugt und um 4 Uhr in der Früh hält sich die Dame mit Sprungseilübungen fit. An Schlaf ist für Kalli seit Wochen nicht zu denken. Doch was tun? Der kleine Kalli ist einfach nicht der Typ dafür, an die Tür zu klopfen und auf den Putz zu hauen. Seit ein paar Tagen verfolgt er deshalb einen Plan: Er kopiert die Verhaltensweise von Johanna. Hört sie laut Musik, so dreht auch Kalli voll auf. Hüpft Sie, so hüpft auch er. Und es dauerte keine drei Tage, da stand Frau Müller, die die Wohnung unter Kalli bewohnt, nachts um 3 Uhr vor seiner Wohnung. „Mensch Kalli,“ giftete die rüstige Rentnerin ihn an, „wollen Sie das Haus abreißen? Das ist ja ein Krach!“ „Da haben Sie Recht, Frau Müller,“ entgegnete der kleine Kalli „ich kann seit Tagen kein Auge mehr zumachen. Aber das man die Dame über mir selbst bei Ihnen hört, das ist schon erstaunlich.“ „Über Ihnen?“ „Ja. Diese neu eingezogene Studentin, die scheint nachts zu leben.“ Frau Müller entschuldigte sich bei Kalli und stampfte schnaufend die Treppenstufen hoch zu Johanna. Die räumte zugleich ein, dass die beschriebenen Geräusche aus ihrer Wohnung kommen müssen und gelobte Besserung. „Es gibt doch nicht’s über einer guten Nachbarschaft“ dachte sich Kalli, „man darf sich nur nicht unbeliebt machen.“