(21) Der kleine Kalli – geschenkt

(21) Der kleine Kalli – geschenkt

„Wäre sie doch nur 75 geworden“, denkt sich der kleine Kalli, während er verzweifelt vor dem Geschenkeregal in der Buchhandlungskette steht. „Dann würde sie ein Pfund Kaffee bekommen und die Sache wäre geritzt.“ So wühlt er sich durch die Belletristik und Geschenkeecke auf der Suche nach etwas „Passendem“ und „Ausgefallenem“. Dabei kennt er Sybille gar nicht näher. Sie ist die neue Freundin von Kai, der gelegentlich etwas mit Karin, seiner besten Freundin unternimmt. Doch Sybille hat zu ihrem 20. Geburtstag nicht nur Kai und Karin, sondern eben auch ihn, Kalli, eingeladen. Sicher könnte er bei Thomas, Jochen und Peter mitschenken. Doch die haben sich für ein Trinkbrettspiel entschieden und dieses bereits gekauft. Kein Platz mehr also für Kalli auf der Unterschriftenkarte, die am Geburtstag ihre Kreise zieht, bevor sie feierlich übergeben wird. Zwischen „Frau – Deutsch, Deutsch – Frau“, „Eine Frau ein Buch“, „100 lustige Sprüche für XY“ und „99 Dinge, die eine Frau braucht“ muss es doch irgendetwas geben, das er Sybille überreichen kann. Nach stundenlangem Schmökern und Suchen hat Kalli endlich eine Idee: Ein Hörbuch – Buch. Wenn Kalli eines von Sybille weiß, dann, dass sie für ihr Leben gerne Hörbücher hört. Da der kleine Kalli seinerseits Bücher niemals in irgendeiner digitalen Form kaufen würde, schon aus Gründen des Klimasch… ähm, naja jedenfalls würde er sie niemals kaufen. Es müsste sich doch unter diesen vielen möchtegern lustigen Büchern ein Buch über Hörbücher finden lassen. Fehlanzeige. Auch der Computer der Verkäuferin, die Kalli um Hilfe gerufen hat, weiß von einem solchen Werk nichts. „Da sieht man’s mal wieder“, denkt sich Kalli „über die wirklich wichtigen Dinge im Leben schreibt mal wieder niemand etwas“. Deprimiert verlässt der kleine Kalli die Buchhandlung und betritt das Kaffeehaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite: „Ein Pfund Kaffee bitte.“

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