Eines hat der kleine Kalli schnell verstanden: Fasching ist eine ernste Angelegenheit. Seit einem Jahr – oder wie der Narr zu sagen pflegt: seit dieser Session – ist Kalli im Carnevalsverein aktiv. Karnevalsvereine und Kanzleien haben die Gemeinsamkeit, dass sie am liebsten das „K“ durch ein „C“ ersetzen. So werden aus den „Kollegen“ die „Collegen“ und der „Karnevalsverein“ zum „Carnevalsverein“. Im Verein ist aber nicht nur die Schreibweise genauestens festgelegt, sondern auch sonst gibt es ein Protokoll, das es strickt einzuhalten gilt. Frohsinn ist etwas für den einzelnen Hallodri am Rande des Faschingszuges, der sich abgelaufene Zuckersteine und billigste Fuselalkoholika in mit Herpes angereicherten Mehrfachbechern zuführt. Nein, davon grenzt sich der kleine Kalli mit samt seinen anzugtragenden und hoch dekorierten Elferräten entschieden ab. Ursprünglich ist Kalli dem Verein beigetreten, weil er etwas für seine Lachmuskeln tun wollte. Ihn lockte auch das diesjährige eingängige Motto: „Wir schunkeln und klatschen bis in die Nacht, ob jung oder alt, das wär‘ doch wirklich gelacht“. Doch er merkte schnell, wie bedeutend die Arbeit hinter den lustigen Kulissen ist. Und wer dann am Rosenmontag auf dem Prunkwagen ein fröhliches Gesicht macht, der outet sich schnell als frisch und unverbraucht. Doch Kalli gelang es ohne große Mühen, seine alltäglich schlechte Stimmung auch in den Karnevalsverein hinein zu transferieren. Nur einmal bei der großen Prunksitzung sind die Pferde mit Kalli durchgegangen und er musste bei einer Büttenrede kurz Kichern. Glück für Kalli, niemand hatte diesen Fehltritt bemerkt.