Mietshäuser sind ein Kleinod an Pedanterie und Chaos. Der kleine Kalli zählt weder zu den besonders ruhigen noch zu den besonders lauten Nachbarn. Aber der kleine Kalli liebt es, Freunde einzuladen und gemeinsam unterhaltsame Abende zu bestreiten. Und diese Abende können dann auch schon in hitzigen Wortgefechten und eifrigen Diskussionen enden. Eigentlich ist auch der Rentner Erwin Huber von unten ein eher ruhiger, wenn auch korrekter Zeitgenosse. So legt er großen Wert auf die Mülltrennung und weiß die Mittagsruhe durchzusetzen. Eines Abends jedoch, der kleine Kalli sitzt mit seinen Freunden in geselliger Runde, da wird die Geräuschkulisse der Gespräche durch das Klingeln an der Wohnungstür durchbrochen. Kalli öffnet die Tür und sieht sich zwei Polizisten gegenüber, die ihn freundlich darauf hinweisen, dass die Lautstärke in den Abendstunden und der Anruf von Herrn Huber der Anlass ihres Erscheinens seien. Kleinlaut gelobte Kalli Besserung und versprach, dass dies nicht nochmal vorkommen werde. Als der kleine Kalli zu seinen Freunden zurückkehrte, war die Stimmung futsch. Der Abend war zwar gelaufen, doch was Kalli noch größere Sorgen bereitete, war seine geplante Geburtstagsfeier in zwei Monaten, bei der die Polizei nicht auf der Gästeliste stand. Daher fasste Kalli einen Plan. An den folgenden Wochenenden rief der kleine Kalli jeden Abend bei der Polizei an, gab sich als Erwin Huber aus und beschwerte sich über den unverschämt lauten Kalli von oben. Die Beamten rückten an; der kleine Kalli öffnete die Tür; die Polizisten schauten sich verdutzt an und rückten, beeindruckt von der meditativen Stille in Kallis Wohnung wieder ab. Nachdem die Beamten ob der Fehlalarmierungen nach mehreren Besuchen bereits sichtlich genervt waren, erlaubte sich Kalli noch den Hinweis, dass bestimmt der Herr Huber sein Hörgerät wieder falsch eingestellt hat. Danach waren die Ordnungshüter nie wieder gesehen.