(36) Der kleine Kalli – hat Leselust

(36) Der kleine Kalli – hat Leselust

Die Temperaturen steigen und in der Innenstadt wird es unerträglich heiß. Wie gut, dass es wenigstens ein paar Läden gibt, die gegen den Klimawandel ankämpfen und im Eingangsbereich durch die weit geöffneten Türen kalte Luft aus der Klimaanlage blasen. Der kleine Kalli stellt sich oft vor, wie heiß es in der Fußgängerzone wohl wäre, wenn sie nicht dauerhaft von diesen Kaltluftgebläsemonstern gekühlt würde. Oft sucht der kleine Kalli auch Zuflucht in den Läden selbst. Sein Lieblingsladen ist eine goße Buchhandlung, die wohl noch am eigenen Geschäftsmodell arbeitet. Statt Bücher zu verkaufen, lungern die Kunden auf großen Sofainseln und lesen die Bücher leer. Einigen Kunden sieht Kalli direkt an, dass Sie seit längerem hier hausen. Teilweise in Decken eingepackt (auch wegen der kühlen Zugluft), teilweise mit eigener Snackbar versorgt, hängen sie lethargisch in den Sesseln. Die Verweildauer kann man an dem Stapel der bereits durchgearbeiteten Bücher ablesen. Doch mancher „Kunde“ verwundert selbst die kleine Leseratte Kalli; wie kann man bitte den Duden durchlesen. Immerhin ist der Herr, der dieses sprachliche Meisterwerk in den Händen hält, schon bis VERRÜCKT (Worttrennung: ver|rückt; Beispiele: verrückt werden; sich verrückt stellen; sich nicht verrückt machen lassen (umgangssprachlich)) gekommen. Dass die Buchhandlung ein gutes Drittel der Bücher nach der Marter dieser „Kunden“ nicht mehr verkaufen kann und an eben jene auch nicht mehr verkaufen muss (aus Gründen), scheint die Inhaber wenig zu stören. Besonders angenehm empfindet Kalli den Umstand, dass man sich bei dieser Art der Präsenzbibliothek nicht anmelden muss und noch dazu die Medien stets in ausreichender Anzahl vorhanden sind. Das Konzept sollte nach Kallis Meinung auch auf Filme zu übertragen werden. So könnte man beispielsweise kleine Kinosäle in der DVD-Abteilung einrichten.

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