(4) Der kleine Kalli – und Tante Herta

(4) Der kleine Kalli – und Tante Herta

Es klingelt an der Wohnungstür. Kalli zuckt zusammen und schaut sich nochmals vergewissernd, ob auch wirklich alles ordnungsgemäß an seinem vorgesehenen Platz ist, in seinen vier Wänden um. Langsam und respektvoll nähert sich klein Kalli der Tür. Wohlwissend was ihn dahinter erwartet: Tante Herta. Monate zuvor hatte sich die kleine untersetzte und geschwätzige Person angekündigt. Unzählige Telefonate später, war es nun soweit. Der obligatorische jährliche Besuch stand an. Kalli, der in seinem Freundeskreis nur von der „jährlichen Inventur“ sprach, hatte sich für diesen Moment diesmal bestens vorbereitet. Die Wohnung war bestmöglich aufgeräumt und alles andere hatte er in den abschließbaren Wandschrank gepresst. Raumduftspray überdeckte den Zigarettengeruch und ein Bild von Kallis Arbeitskollegin, die sich netterweise für ein Pärchenfotoshooting zur Verfügung gestellt hatte, stand schön gerahmt und gut sichtbar auf dem Wohnzimmerschrank. Die Kaffeemaschine freute sich in der Küche über ihren alljährlichen Einsatz und der Fernseher war bereits zur Aufzeichnung des Fußballländerspiels programmiert. Bevor klein Kalli die Türklinke zum Öffnen nach unten drückte, holte er noch einmal tief Luft und wischte die schwitzige Hand an der Hose ab. Dann öffnete er die Tür. Ein junger Mann stand vor ihm und hielt Kalli ein Blech Streuselkuchen unter die Nase. „Ihre Bestellung, ich bräuchte dann da unten noch eine Unterschrift“ Kalli war erleichtert, wusste aber auch, dass damit das Warten auf die jährliche Inventur lediglich noch etwas andauerte.

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