(20) Der kleine Kalli – und die Liebe

(20) Der kleine Kalli – und die Liebe

Sie war schlank und groß gebaut. Viel größer als Kalli. Ihre schwarzen Haare wehten im Wind während sie die Straße auf den kleinen Kalli freudestrahlend zukam. Es war Kallis große Liebe. Schon zu Schulzeiten schwärmte er für Sarah, doch sie wollte nichts von Kalli wissen. Kalli bewunderte Sarah seit der ersten Klasse. Und das ist nunmehr über 40 Jahre her. “Sie ist alt geworden”, denkt sich Kalli. Doch er lässt sich das nicht anmerken. Die ganze Schule wusste damals von Kallis großer Liebe. Und gerade das machte Sarah damals zu schaffen. Verständlich, immerhin war sie damals seine Klassenlehrerin. Als Sarah -oder Frau Schmitt, wie sie damals für Kalli hieß- ihn auf der Straße begrüßte wirkte sie noch viel freundlicher als zu Schulzeiten. Der strenge Blick ist einem glasigen gewichen und der Rohrstock einem Gehstock. Außerdem wich nach der Ausschulung das Sie dem Du. “Hallo Kalli, na wie geht es dir?” platzte es ungehalten aus ihr heraus. Der übliche Smalltalk und Kalli verabschiedete sich mit der Erinnerung an all die unereichbaren Frauen in seinem Leben.
Wieder Zuhause angekommen, bemerkte seine Mutter, dass etwas mit ihm nicht stimmte. “Mensch Kalli, was ist denn los mit dir? Wieder die Mädchen? Du musst wissen, dass die alle falsch sind. Lass dich bloß nicht beeindrucken, die kochen nur mit Wasser und selbst das können die jungen Dinger heutzutage nicht einmal. Ich will dir mal was sagen: …” so begannen die Moralpredigten immer. Kalli schaltete auf Durchzug und verkroch sich in Gedanken in seinem Photoalbum (welches er aus nostalgischen Gründen noch mit “Ph” beschriftet hatte). Dort blätterte er in den vergangenen Zeiten, als Leggins noch modern waren und man Birkenstocksandalen trug – obwohl. Alles ging vorüber und kam wieder. Und so war es auch mit Kallis großer Liebe – auch wenn es nur zum Smalltalk war.

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